Meistermacher und Punktelieferant
In einer langen Karriere als Tischtennisspieler hat man ja schon manche ungeliebte Terminansetzung in einer Punktspielrunde erlebt. Da gab es sogenannte „Koppelspiele“, also samstags in Jever und nach einer kurzen (Übernachtungs) -Nacht sonntags in Delmenhorst. Oder als Steigerung zwei Spiele an einem Tag. Erst nach Salzgitter (4 Stunden Spielzeit, 8:8) und danach schnell nach Wolfenbüttel (4 Stunden Spielzeit, 8:8). Oder während einer Relegation zwei Spiele am Tag mit ca. 4 Stunden Pause dazwischen. Harmlos dagegen zwei Heimspiele an zwei aufeinanderfolgenden Tagen. Im Laufe der Zeit sagte dann einem der Körper, dass solche Terminansetzungen doch zu erheblichen Einschränkungen in der Beweglichkeit am nächsten Arbeitstag führen würde und man fing an, diese Konstellationen zu meiden.
Doch irgendwann muss man wieder in den sauren Apfel beißen, wenn außergewöhnliche Umstände einen zu einer weiteren ungewöhnlichen Terminansetzung zwingen. Das Punktspiel im Februar bei der Reserve von SW Oldenburg musste von Belmer Seite wegen einer Grippeepidemie abgesagt werden. Nun war guter Rat teuer. Kalender wurden gewälzt, Terminvorschläge gemacht, Mannschaftskollegen über Sozial Media kontaktiert, Termine verworfen, Hallenbelegungspläne studiert… Übrig blieb ein einziger Vorschlag des Heimvereins: 28.03. oder gar nicht. Gar nicht hätte bedeutet: 200 Euro Strafgebühr wegen Nichtantretens von Belm, zwei Punkte kampflos für Oldenburg und vor allem eine schlechte Presse.
Warum der 28.03. nicht der optimale Termin aus Belmer Sicht war, erklärte schnell ein Blick auf den offiziellen Spielplan der Landesliga Weser-Ems. 28.03. SVC Belm-Powe – SV Warsingsfehn 16 Uhr. Was blieb anderes übrig, als eine neue Variante von „Koppelspielen“ (siehe oben) auszuprobieren. 10:30 Uhr SW Oldenburg II – SVC 16 Uhr SVC – SV Warsingsfehn. Dazu kam, dass die 2. Herren und die 3. Herren des SVC am Nachmittag selber Spiele hatten, und sie nicht durch Abgabe von Stammkräften, um die Ausfälle in der 1. und 2. Herren auszugleichen, wettbewerbsverzerrende Ergebnisse in ihren Spielklassen ermöglichen wollten.
Nachdem die Belmer ihre beiden Ausfälle Jakob Schütz (Knie-Op) und Humair Ali (krank) durch Thomas Kuschel (fuhr von Oldenburg direkt weiter nach Fürstenau, Anstoß 16 Uhr) und Henrik Kuhlmann (4. Herren, durfte auch gegen Warsingsfehn ran) ersetzt hatten, fuhren sie am Samstag um 8 Uhr vom Rathaus Belm mit dem Gemeindebulli los. Eine Stunde vor Spielbeginn pünktlich da, einspielen und anschließend das Beste aus der Situation machen.
Das gelang Simon Wächter und Axel Kuhnert besonders gut. Erst schlugen sie zusammen Huster/Sonntag klar in drei Sätzen, dann überraschte Axel die Nr. 4 der Oldenburger Nguyen mit seinem kompromiss- und humorlosen Angriffsbällen (-6, 7, 8, 9), dass der am Ende seinen Schläger durch die Box feuerte. Mit dem Siegpunkt von Bock gegen Garret (3:0) zum 8:2 jubelten die Schwarz-Weißen das erste Mal (der eine Punkt reichte schon zur Meisterschaft und Aufstieg) und die Objektive der Kameras ratterten im Serienmodus. Während einige Zuschauer mit ihren Handys noch Erinnerungsvideos machten, zerlegte derweil Simon den übernächtigen Huster schnell in drei Sätzen (3, 3, 10). Mannschaftsführer Jona Dirks machte dann für die Hausherren gegen Axel (3:1) den 14. Sieg der Saison klar und den Punkt zum 9:3.
Nach einigen Glückwünschen an die neuen Meister, einer schnellen Dusche und in frischer Montur ging es dann zurück nach Belm, denn um 16 Uhr sollte es ja weitergehen.
Thomas war schon auf dem Weg nach Fürstenau als der Gemeindebulli wieder auf dem Rathausparkplatz abgestellt wurde. Schnell zur Halle, wo schon die neuen Gegner eingetroffen waren. Die waren schon auf dem Weg zum Clubhaus, wurden aber noch gerade abgefangen und in die Belmer Kampfstätte umgeleitet getreu dem Motto: Ohne Fleiß keinen Preis.
Den holten sie die Gäste aber relativ schnell.Da die Hausherren mit Jakob Schütz antraten gingen schon mal drei Spiele kampflos weg. Und auch die zwei gespielten Doppel brachten keinen Belmer Erfolg. Wobei Garret und Udo zumindest in den fünften Satz kamen (-7).
Kurzzeitig drehten die Concorden dann auf. Garret schlug Schüler 9:11, 11:8, 12:10 und 11:7 und Simon brachte Dr. Wollenhaupt zum Verzweifeln (-9, 4, 6, 14).
2:4 – und Axel und Udo hatten doch eine Chance gegen Budde und Huismann?
Theoretisch ja, praktisch an diesem Tag leider nein. Beide holten nur einen Satz, damit war klar, das geht jetzt schnell.
Henrik überraschend gut gegen Altmeister Schulz (-9, -7, -9) und Garret holte gegen Heselmeyer zwar einen 0:2 Satzrückstand auf, verlor aber sein sechstes Fünfsatzspiel von sieben in der Rückrunde. Mit Jakob seinem zweiten geschenkten Einzel zusammen ergab das neun Spiele für die Gäste und bedeutete das Ende des Spiels.
Ein Tag, zwei Niederlagen – nicht weiter schlimm, wenn man weiß, dass der Abstieg im Kopf der Spieler schon längst Realität ist. Noch ein Spiel in 14 Tagen gegen Venne (17 Uhr), dann ist auch die Saison 2014/15 Geschichte.
Udo Schäffold